Karosserie

 

Grundsätzlich ist die Karosserie des S6 Plus sehr solide und langlebig, aber auch sie hat ein paar Schwachstellen, die hier näher erläuert werden:

 

  • Rost kann an folgenden Stellen auftreten (keine Folgen eines Unfallschadens):
    • Motorhaube an den beiden Seitenfalzen
    • Radlauf hinten
    • Bei der Limousine am Heckdeckel in der Mitte, wo man die Klappe immer anhebt und beim Avant am unteren Scheibenrahmen
  • Der Unterboden sollte auf Beschädigungen/Risse untersucht werden
  • Beide unteren Türscharniere auf der Fahrer-/Beifahrerseite sollten auf Rost untersucht werden – dies zeigt Verschleiß an. Zudem sollte die Tür im fast geschlossenen Zustand kein Spiel nach oben haben (kräftig dran ziehen) – Ersatz kostet ca. 95 Euro
  • Der Tank ist aus Metall und rostet leider mit der Zeit – dies ist mittelfristig nicht gefährlich, aber sollte – wenn Rost vorhanden – beobachtet und ggf. konserviert werden.
  • Windgeräusche bei höheren Geschwindigkeiten lassen einen falsch eingestellten Fensterrahmen vermuten – ist relativ einfach zu beheben.
  • Rahmen um die Windschutzscheibe sollte rostfrei sein – durch sein Einsatzgebiet auf der Autobahn haben viele Fahrzeuge schon eine Tauschscheibe bekommen und nicht immer wird beim Einbau sorgfältig gearbeitet

 

Fahrwerk

Das Fahrwerk des S6 Plus ist im Neuzustand sehr straff und kann sich durchaus mit Aftermarket-Fahrwerken messen lassen. Leider hat dies oft den Nachteil, dass die Fahrwerksteile schneller verschleißen und sowieso die meisten S6 Plus sich jenseits der 100.000 km bewegen. Hier ist bei vielen Käufen Vorsicht geboten, dass die Verschleissteile auch gewechselt wurden – ein Austausch ist inkl. Lohn meist nicht billig:

  • Poltern bei Fahrbahnunebenheiten deutet auf verschlissene Querlenker oder Federbeinlager (auch Domlager genannt) hin. Beides gibt es im Zubehör (auch Ebay) recht günstig – wenn man selber schrauben kann, ist ein Kauf mit den Billigteilen bei Ebay nicht verkehrt, aber die Haltbarkeit ist definitiv nicht wie bei den Originalteilen gegeben (Meyle/Febi). Sebastian hatte nach knapp 40.000 km mit 30 Euro-Ebay-Querlenkern wieder Knackgeräusche – für den Preis war die Laufleistung für ihn aber ok.
  • Knackgeräusche beim eingeschlagenen langsamen Fahren deuten auf verschlissene Traggelenke der Querlenker hin- nur ein Komplettaustausch ist hier möglich
  • Stoßdämpfer (auch originale) sind nach über 100.000 km in der Regel platt – auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen. Natürlich kann man so noch fahren und das Fahrwerk ist noch recht straff, aber nach 200.000 km hat Sebastian die Stoßdämpfer gegen originale Neuteile getauscht und es war wieder richtig knackig – ganz klar ein teurer Spass, der sich aber lohnt – alleine der Sicherheit wegen!
  • Schwammiges Fahrgefühl kommt oft von verschlissenen Spurstangen, Federbeinlager, Stabilagern, Koppelstangen hinten, Stoßdämpfern – oder alles zusammen!
  • Die Hinterachse wird sehr häufig vergessen, aber auch hier sind einige Lager vorhanden, die in sehr vielen Fällen nie getauscht werden – aber ein genaues Nachschauen macht oft deutlich, dass die Lager fertig sind (verrostet, eingerissen). Ein Wechsel ist sehr aufwendig und in der Werkstatt teuer – das Fahrgefühl wird aber definitiv stark verbessert

 Grundsätzlich ein gründlicher Check des Fahrwerk immer zu empfehlen!

 

Getriebe & Differential

 Die Antriebseinheit ist grundsätzlich langlebig, aber es bedarf auch hier einer gewissen Sorgfalt:

  • Das Getriebe sollte grundsätzlich erst richtig belastet werden, wenn es warm ist – hier (wenn der Verkäufer fährt) mal drauf achten, wie er die Gänge „reißt“
  • Die Gänge gehen sehr knackig rein und es sollte kein „krachen“ oder ein Widerstand zu spüren sein – deutet auf einen Schaden der Synchronringe hin
  • Während der Fahrt die Geschwindigkeit mal halten und langsam beschleunigen (in allen Gängen) – Heul- oder Mahlgeräusche deuten auf Lagerschäden hin. Klar sollte sein, dass ein Getriebe sich nach 200.000 km nicht mehr neu anhört, aber wenn die Geräusche sich deutlich abheben, dann ist Vorsicht geboten.
  • Ebenso sollte das Differential keine Sirr-Geräusche von sich geben – vor allem beim Beschleunigen oder beim Lastwechsel sollte Ruhe herrschen.
  • Beide Getriebeteile sollten trocken sein – besonders das Differential schwitzt/tropft nach einer gewissen Zeit sehr gerne aus den Simmerringen – ein Wechsel ist hier aber problemlos möglich.
  • Ein Schlagen besonders beim Lastwechsel deutet auf defekte Lagergummis hin – meist eher hinten am Differential als am Getriebe selbst. Auch hier ist ein Wechsel möglich und materialtechnisch nicht teuer.
  • Ein Schlagen oder Rumpeln beim Fahren deutet aber auch auf ein defektes Mittellager der Kardanwelle hin – eine Reparatur ist auch hier über diverse Firmen/Selbsthilfe möglich, wird aber original von Audi nicht angeboten – nur ein Komplettaustausch der Welle für über 1000 Euro Materialpreis.

 

Motor inkl. Peripherie

Der Motor ist sehr, sehr robust, was anscheinend in der Natur des Audi-V8 liegen mag. Mechanisch sind natürlich schon Probleme bekannt geworden, aber dies scheinen nur Einzelfälle zu sein. Aber auch hier ist die Pflege besonders wichtig – selbst einen V8 kann man innerhalb weniger tausend Kilometer „töten“.

  • Alle 120.000 km bzw. 5 Jahre muss der Zahnriemen gewechselt werden – inkl. Wasserpumpe, Dämpfer, allen Rollen und noch ein paar Kleinteilen – ein Zahnriemenriss bedeutet meist den Totalschaden des Motors bzw. Wagen
  • Es sollten keine Zwitschergeräusche aus dem Bereich des Riementriebs kommen – deutet auf defekte Spannrollen hin (sowohl vom Zahnriemen als natürlich auch vom Keilrippenriemen)
  • Ein hochwertiges, vollsynthetisches Öl sollte gefahren worden sein – 5W-40 oder 0W-40 sind hier der Maßstab – Mobil1 wäre meiner Meinung nach so ziemlich das beste Öl für den Motor (wie für jeden anderen Serienmotor auch).
  • Steigt die Kühlwassertemperatur nur mäßig und erreicht nicht die 90 Grad (und bleibt dort auch stehen), dann ist das Thermostat hin – ein Wechsel ist sehr unproblematisch und billig. Gleichzeitig sollte das System kräftig durchgespült und das G12+ als Kühlerschutz verwendet werden.
  • Die Öltemperatur erreicht die 80 Grad-Marke (zweiter Strich) nur sehr langsam und oft auch nie ganz vollständig. Ein Wechsel des Ölthermostats kann helfen, aber wirklich viel besser wird es dann auch nicht – kann natürlich auch ein Geber-Problem sein, aber dann ist die Anzeige meist ganz tot. Der Motor ist thermisch sehr unbelastet (auch durch den zusätzlichen Ölkühler), so dass hier kein Grund zur Panik herrschen sollte.
  • Ab ca. 4500 U/min sollte das Schaltsaugrohr schalten, was deutlich zu merken sein muss – wie ein kleiner Turbo. Schaltet es nicht, ist entweder der Gummibalg defekt (häufig) oder ein Rückschlagventil verweigert seinen Dienst (weniger oft).
  • Es sollten fast genau 14V auf dem Voltmeter stehen – ansonsten ist die Lichtmaschine defekt oder die Plusverteilerdose oxidiert. Ein Austausch ist sehr teuer und oft sind dann die Diodenplatten oder der LiMa-Regler kaputt – Austausch ist möglich und sollte mit der Anleitung auf unserer Seite recht einfach sein.
  • Die Servopumpe (Flügelpumpe) ist recht unauffällig – einzig auf Ölverlust sollte geachtet werden.
  • Der Klimakompressor sollte beim Einschalten keinen Krach von sich geben, denn auch hier ist eine Reparatur sehr teuer
  • Der Visco-Lüfter darf nur bei warmen Motor turbinenartig drehen, was völlig normal ist. Im kalten Zustand muss sich das Lüfterrad von Hand schwerer drehen lassen und fast sofort zum Stillstand kommen - ansonsten ist die Kupplung defekt (ca. 175 Euro)

 

Bremssystem

Die Bremse des S6 Plus ist wahrlich keine Porschebremse, aber sie war damals im Audiprogramm die stärkste und größte Bremse – und sie ist definitiv für die „normalen“ Anlässe absolut ausreichend. Trotzdem auch hier einige Punkte, worauf beim Kauf zu achten ist:

  • Das Bremspedal sollte sich nach dem Ausstellen des Motors ca. 20-25 Mal durchdrücken lassen ehe das Pedal hart wird. Der S6 Plus hat ein hydraulisches Bremssystem, welches über einen Druckspeicher verfügt, der den nötigen Druck für eine gewisse Zeit speichert – dieser verschleißt einfach mit den Jahren. Er kann für knapp 350 Euro erworben werden.
  • Sollte beim Starten immer wieder das rote "(!)“-Symbol aufleuchten, dann ist höchstwahrscheinlich der Bremskraftverstärker defekt. Natürlich sollte auch der Druckspeichertest und das normale Nachsehen des Standes der Bremsflüssigkeit nachgeschaut werden. Auch ein Aufleuchten während eines stärkeren Bremsvorganges deutet darauf hin.
  • Leuchtet bei Kurvenfahrten oder beim starken Beschleunigen das rote Symbol "(!)" auf, dann ist meist die Ursache beim Geber im Bremsflüssigkeitsbehälter zu finden – ein Austausch ist nur zusammen mit dem Behälter möglich. Meist hilft aber auch ein Rütteln am Behälter, so dass der Fehler dann weg ist.
  • Die hintere Bremse hat – wie alle C4-Modelle – eine Schwachstelle, dass der Bremssattel gerne festrostet. Eine Reparatur ist möglich, aber bedarf einiges an Fachwissen. Besser ist hier ein Austausch. Es lässt sich gut feststellen, wenn man langsam rollt und die Handbremse zieht – der Wagen muss gleichmäßig mit dem Heck nach unten gehend stoppen. Ebenso muss er dann problemlos auf abschüssiger Strecke wieder nach dem Lösen losrollen. Zudem geben die Bremsscheiben und ihr Verschleißzustand schnell Klarheit über den Zustand der Sättel.
  • Zudem sollte bei Begutachtung des Unterbodens auch das Bremsleitungssystem angeschaut werden – es kann in übermäßig salziger Gegend (Küste, Berge) schon nach wenigen Jahren zu blühen anfangen.
  • Die Bremsschläuche sind – wie bei allen VAG-Fahrzeugen der Zeit – eine absolute Schwachstelle und es sollte ein Blick darauf geworfen werden. Risse und Blasen machen eine schnelle Reparatur absolut notwendig.

 

Elektrik

Auch der S6 Plus ist schon mit recht viel (manchmal anfälliger) Elektronik vollgepackt, die hin und wieder etwas Ärger bereiten kann.

  • Die Leuchtmittel des Kombiinstruments (Tacho) und der diversen Schalter sollten alle leuchten. Im Kombiinstrument können die kleinen Lämpchen noch recht einfach ersetzt werden (kosten bei Audi über 2 Euro pro Stück), aber in den Schaltern (z.B. Sitzheizung, Scheinwerferhöhenverstellung, Spiegelverstellschalter) ist schon etwas Lötarbeit zu bewerkstelligen. In diversen Foren sind Reparaturanleitungen dokumentiert, aber wenn die Kenntnisse fehlen, können diese Schalter einen arm machen.
  • Die Außentemperaturanzeige leuchtet natürlich auch und kann offiziell nur als ganzes ersetzt werden – auch kann der Lötkolben eine gute Hilfe darstellen.
  • Die Sitzheizung sollte unbedingt überprüft werden, weil meist eine Matte durchbrennt und dann der ganze Sitz nicht mehr beheizt ist (in Reihe geschaltet). Ein Austausch ist recht aufwendig und somit teuer.
  • Die GRA (Geschwindigkeitsregelanlage) kann durch kalte Lötstellen im Steuergerät, eine defekte Unterdruckpumpe, poröse Schläuche oder funktionslose Ventile an der Pedalerie ausfallen. Ein Test bei der Probefahrt klärt schnell auf
  • Die Klimatronic sollte überprüft werden (ob der Kompressor auch einschaltet – unter 2 Grad Außentemperatur schaltet dieser aber nicht). Hilfreich ist auch ein kurzer Check des Diagnosekanals (wird u.a. hier erklärt)
  • Das evtl. vorhandene Schiebedach sollte in jeder Stellung einmal gefahren werden
  • Das elektrische Heckrollo sollte auch problemlos ausfahren, ein lautes Rattern kündigt ein Sterben des Antriebs an (ca. 160 Euro)
  • Die elektrischen Sitze inkl. Memory in jede Position einmal verstellen und auch die Memoryfunktion überprüfen
  • Die Außenspiegelheizung mit dem Heckscheibenheizungsschalter einschalten und durch „Handauflegen“ überprüfen (geht nur bis Fertigung 10/1996, danach ist sie außentemperaturgesteuert und ohne weiteres im Sommer nicht mehr überprüfbar)
  • Airbaglampe muss kurz leuchten und dann erlischen – ansonsten kann die Wickelfeder defekt sein (120 Euro)
  • Die Xenon-Brenner müssen beim ersten Starten sofort leuchten und auch nicht flackern oder rosig ausschauen - ansonsten ist wirklich teurer Ersatz oder eine nicht leichte Reparatur notwendig (siehe auch hier)
  • Der Kabelbaum an der Heckklappe (besonders beim Avant) wird mit den Jahren marode und bricht, was dann Fehlfunktionen zur Folge haben kann. Von glimmenden Schaltern, zu funktionsloser Zentralverriegelung bis hin zum Totalausfall der Elektrik ist da alles drin - bemerkt man beim kauf eigentlich recht schnell und ist gut zum Preis drücken
  • Der Elektrolüfter geht nur bei viel Stadtverkehr oder im längeren Leerlauf an - ist die Klima eingeschaltet, läuft er permanent auf Stufe 2. Sollte er permanent laufen, dann ist der Thermoschalter am Kühler defekt (ca. 30 Euro)